Jesus hat nur Nachfolger


Auf die Haltung kommt es an

Jesus hat Menschen im Blick. Sogar wenn sie auf Bäume klettern. Mich fasziniert, wie er liebevoll und klar mit Zachäus umgeht. Und wie er auf jeden Menschen und seine Herausforderungen individuell reagiert. Ich hatte selbst ein gebrochenes Verhältnis zu Geld und weiss aus eigener Erfahrung, wie sehr Geld einen knechten kann.

 

Ich bin schnell erfolgreich geworden, trotz meiner einfachen Herkunft. Lange lief mein Leben bombastisch. Ich konnte alles selbst stemmen (wie der reiche Jüngling in Lk 18). Ich wollte Geld – viel Geld. Vor allem, um den Kick wieder zu erleben beim Spielen. Doch dann hat mich die Spielsucht beinahe alles gekostet: Ich habe den Job verloren, konnte den Mietzins nicht mehr bezahlen, hatte vier Kinder, wusste nicht mehr ein und aus. Ich war am Ende. Ich bin vor den Problemen und den Gläubigern weggelaufen, nach Amerika. Ich hatte Angst, dass meine Frau mich verlässt. Sie kannte mich nur als erfolgreichen Mann mit Luxusleben.

«Jesus, du musst, ich kann nicht!»

Dann habe ich Jesus gefunden. Die Probleme waren nicht weg, aber die Last und Schuld ist abgefallen von mir. Ich kann mich identifizieren mit Zachäus, aber dieser konnte seine Schulden selbst bezahlen. Ich konnte das nicht mehr.

Jesus hat uns zurückgeschickt in die Schweiz. Zurück zu den Gläubigern, zu den Schulden. Wir kamen ohne nichts zurück, 12 Koffer, 4 Kinder, 1 Doppelbuggy, 4 Rucksäcke. Das war alles, was wir noch hatten. Die Probleme waren alle noch da, aber ich konnte sie mit Jesus angehen. Über zehn Jahre lang habe ich Schulden zurückgezahlt.

Aber Schulden zurückzahlen reicht nicht. Ich muss Jesus annehmen, seine Rettung, sein Angebot. Und Jesus möchte mir und dir eine neue Haltung schenken zu Geld und Besitz.

Die Begegnung verändert alles

Jesus geht sehr individuell mit den Menschen um, auf die er trifft. Der reiche Jüngling (Lk 18) denkt, er sei ohne Schuld. Von ihm fordert Jesus, alles loszulassen. Ganz anders bei Zachäus: Beim korrupten Obermacker, dem sozial Geächteten, der keine gute Figur abgibt (denn er ist zu klein), lädt sich Jesus zum Essen ein. Zachäus hat sich nach dieser Begegnung mit Jesus gesehnt (Lk 19,3), und diese Begegnung verändert alles. Zachäus ist sich seiner Schuld bewusst (nicht wie der Jüngling), er leistet Wiedergutmachung. Freiwillig. Jesus ist neu alles für ihn. Er war total verloren, aber Jesus findet ihn. Es ist sein «Kernbusiness», das Verlorene zu finden und zu retten (LK 19,10).

Ein wiederkehrendes Thema

Auch im Gleichnis, das sich an die Geschichte von Zachäus anschliesst, geht es um Umgang mit Geld und Besitz (Lk 19,11ff.). Nicht jeder geht gut mit den ihm anvertrauen Talenten um. Wieder geht es um die Haltung – nicht so sehr darum, wieviel uns anvertraut ist. Die Frage ist viel mehr: Vertrauen wir Gott und glauben an seinen grundgütigen, grosszügigen Charakter – und investieren unser Leben, das wir sowieso zu 100% ihm verdanken, in sein Reich?

Oder die Geschichte von den zwei verlorenen Söhnen (Lk 15): Auch da kommt der eine zurück, tut demütig Busse. Und der Vater nimmt ihn auf, obwohl er alles verprasst hat. Der andere Sohn ist am Hadern – obwohl «ihm alles gehöre», hält er den Vater für zu grosszügig und ungerecht. Die Haltung macht’s.

«Ich gehöre ganz ihm.»

Oft denke ich an Gottes Zusage in Jer 17,17-8: «Doch ich segne jeden, der seine Hoffnung auf mich, den HERRN, setzt und mir ganz vertraut. Er ist wie ein Baum, der nah am Bach gepflanzt ist und seine Wurzeln zum Wasser streckt: Die Hitze fürchtet er nicht, denn seine Blätter bleiben grün. Auch wenn ein trockenes Jahr kommt, sorgt er sich nicht, sondern trägt Jahr für Jahr Frucht.»

Die zehn Jahre des Schuldenabbaus haben sich nicht immer wie Segen angefühlt. Aber es war für uns als Familie die bessere Zeit als je zuvor. Es gibt keine Garantie, dass dein Leben mit Jesus einfach verläuft. Aber Jesus trägt mit und mutet mir nur zu, was ich gemeinsam mit ihm tragen kann. Du erlebst eine gewisse Gelassenheit – weil du weisst: Mein Leben gehört ganz ihm. Ich bin Verwalter dessen, was er mir anvertraut hat.

Vertiefungsfragen für Gemeindeleitungen

1. Jesus hat sehr oft über Geld und Besitz gesprochen. Wir haben gesehen, dass es wesentlich auf unsere Herzenshaltung dazu ankommt.

  • Wenn Jesus dieses Thema so wichtig ist, geben wir ihm in unserer Gemeinde den nötigen Schwerpunkt? Und in unserem persönlichen Leben?
  • Wir sind Gottes Erben (vgl. Gal 4). Unser ganzes Leben gehört Gott. Wie denken wir über Geld und Besitz? Welche Haltung leben und prägen wir – persönlich und in unserer Gemeinde?
  • Wir sind Verwalter dessen, was Gott uns anvertraut hat. Wie können wir mit unseren Assets sein Reich voranbringen und ihm dienen?
  • «Der Zehnte geben ist ein alttestamentliches Konzept.» Diesen Satz hört man immer wieder. Wenn aber nun unser ganzes Leben, unsere Leistungsfähigkeit, unsere Talente etc. sowieso Gott gehören, wieviel steht ihm denn zu? 10%, 20% oder gar 100%? Was bedeutet das konkret? Und wie reden wir über dieses Thema (persönlich, in Predigten, Lehrveranstaltungen)?
  • Gott versorgt: Auf unserem «Füfliber» steht die Erinnerung: «Dominus providebit» (Gott wird versorgen). Und auf jeder Münze steht eine Jahreszahl – die Erinnerung daran, dass die Geburt Jesu sogar unsere Zeitzählung verankert hat.

2. Jesus hat die Leute im Blick, selbst wenn sie auf Bäumen sitzen.

  • Perspektive: Wie gehen wir durchs Leben / Gemeindeleben? Haben wir Zeit und Konzentration, «in die Bäume zu schauen»? Haben wir Menschen im Blick, die sich nach einer Begegnung mit Jesus sehnen, aber vielleicht am falschen Ort suchen oder sind?
  • Wie reden und denken wir über diese Menschen? (Anvertraute Talente statt Empörung (Referat ab 21:40)

Session 5

Jesus hat nur Nachfolger

Peter Schneeberger