Risikofelder

Risikofelder erklären keine Situationen in denen Missbrauch oder Grenzüberschreitungen passieren müssen, vielmehr werden in einigen Beispielen aufgezeigt, wo erhöhte Aufmerksamkeit gefordert ist und wie darin agiert werden kann/sollte. Diese Aufzählung ist keinesfalls abschliessend. Wir machen mut in einem Teamprozess eigene Risikofelder zu definieren und diese mit der Präventionstelle abzusprechen um auch eine Aussensicht einfliessen zu lassen.


Inhalt dieser Seite

  • Durch die Brille der Täter sehen
  • Altersdurchmischung
  • Rollenkonflikte
  • Seelsorgerliche Gespräche

Durch die Brille der Tatperson

Sexuelle Ausbeutung kann in jeder Organisation passieren. Ein Nullrisiko ist nicht möglich (Limita).

Um die Risiken der eigenen Organisation zu erkennen, lohnt sich deshalb der Blick auf die eigene Organisation durch die fiktive «Täterbrille»:

  • Welche Tätigkeitsfelder sind für Täter und Täterinnen besonders attraktiv?
  • Von welchen konkreten Alltagssituationen in diesen Feldern profitieren sie?
  • Welche Situationen erfordern besondere Nähe?
  • In welchen Situationen gelingt Manipulation, z.B. durch Herantasten der Tatpersonen?
  • Welche Klienten und Klientinnen sind besonders gefährdet, indem z.B. besondere Bedürfnisse nach Nähe oder ein Pflegebedarf bestehen, welche missbraucht werden könnten?

Altersdurchmischung

Altersdurchmischung in Kirchgemeinden:

Ein klassisches Beispiel dafür sind Jungschi und Teenielager. Hier teilen sich oft pubertierende Jungs den Schlafsaal mit Buben, die noch einige Jahre jünger sind.

Sexuelle Anspielungen, sexuelle Ausdrück oder gar sexuelle Spiele unter pubertierenden sind leider keine Seltenheit, auch nicht im kirchlichen Umfeld. Wir sind bemüht solche Situationen zu vermeiden. Im besonderen durch eine umsichtige Planung, in dem es angesprochen und nicht toleriert wird. Auch wenn bei einer freiwillig Beteiligung der Jugendlichen und Kinder aus Kinderschutzsicht kein Grund zur Sorge vorliegt, versuchen wir ältere in die Verantwortung für Jüngere einzusetzen. Schwerwiegende Probleme - wenn Jugendliche oder Kinder zum Mitmachen gedrängt oder gegen ihren Willen in die Handlungen einbezogen werden, wird nicht geduldet und direkt mit der Kontaktperson der FEG Schweiz besprochen.


Rollenkonflikte

Oftmals werden freiwillige Leiter eingesetzt, die nur wenig älter sind als die Kinder oder Teenies, die sie betreuen. Dadurch können Rollenkonflikte entstehen: Junge Leiter wissen oft nicht so richtig, auf wessen Seite sie nun stehen, eine Abgrenzung gegenüber den Teilnehmern fällt schwer.

Die besondere Position eines Leiters kann zudem zu besonderen Beziehungswünschen von Jugendlichen führen: Besonders weibliche Jugendliche flirten oft heftig mit Leitern, in denen sie den idealen älteren Bruder oder auch Liebhaber sehen. Wenn diese Beziehungswünsche für die sexuellen Bedürfnisse des Leiters ausgenützt werden, ist das als Missbrauch zu bezeichnen. Wer sexuelle Fantasien mit Kindern hat oder sich in ein Kind verliebt, muss seine Verantwortung wahrnehmen und sich eine Vertrauensperson suchen. Andererseits kann dieses Verhalten auch für Leiter ohne Ausbeutungsabsichten zur Herausforderung werden. Die Grenzen müssen vom Erwachsenen möglichst klar und trotzdem freundlich gesetzt werden.


Seelsorgerliche Gespräche

Seelsorgebeziehungen sind in Hinsicht auf Nähe und Distanz gefährdet. Vertrauen und die Zweiersituation sind anreize für Intimität. Nicht selten sind Themen von Annahme, Selbstvertrauen und Bestätigung seelsorgerlicher Natur, welche auch an den Begleiter gestellt werden können.

Zuwendung sind auf auf beiden Seiten möglich. Das Erwidern oder Ausleben solcher Gefühle durch einen Seelsorger ist ein schwerwiegender, schädigender Vertrauensbruch und eine unhaltbare, unprofessionelle Handlung.

Wir empfehlen geschlechter getrennte Seelsorge (wenn möglich) und eine Rechenschaftsverhältnis zur einer Begleitperson für den Seelsorger.



Zweiersituationen, Hygiene und Lager

In den meisten kirchlichen Angeboten bewegen sich Kinder und Jugendliche in Gruppen. Solche Situationen sind weniger gefährdet für sexuelle Übergriffe, denn die meisten sexuellen Übergriffe werden in Zweiersituationen vorgenommen. Auf Vorzugsbehandlung einzelner Kinder oder deren wiederholte Isolation von der Gruppe durch eine Betreuungsperson ist deshalb besonders zu achten. Heikel sind auch Pflegehandlungen, wie z.B. das Begleiten kleiner Kinder auf die Toilette, Krankenpflege sowie Lagersituationen, in denen viele Kinder empfänglich werden für Zuwendung. (Die Leiter sollen jemanden über die Begleitung zur Toilette informieren)

- Zeckenuntersuchungen

- Wohnwochen und die darin entstehende Wohlfühlatmosphäre (Kleidungsvorschriften thematisieren; getrennte Schlafräume, Nachtruhezeiten usw...)

- Alles soll im 4Augenprinzip der Leitenden geschehen, besonders auffällig und zu beachten, Personen die dem entgehen möchten.