Ich kann besser werden

Wie kann ich die Haltung kultivieren, dass ich besser werden darf? Wie kann ich wachstumsorientiert vorwärts gehen?

In meiner Anfangszeit als Pastor machte ein Mann auf der Stelle kehrt, als er gemerkt hat, dass ich heute Morgen predige. Ich hörte ihn sagen: «Wenn der die Predigt hält, dann kann ich auch wieder nach Hause, das lohnt sich eh nicht.»

Ich brauchte einen Moment, bis ich mich wieder gefangen hatte. Ich bin Jesus sehr dankbar, dass er mir in geholfen hat – und immer noch hilft …

Die typischen Reaktionen

In so einer Situation reagieren wir alle ähnlich, aber doch unterschiedlich. Es gibt verschiedene Reaktionsmuster:

  • Kampfgeist (Fight): Wir gehen in die Haltung: «Dir zeig ich’s, du wirst staunen!» Das kann uns beflügeln und Energie geben. Es kann zu kämpferischen Höhenflügen kommen, die aber auch schnell im Burnout oder in einem Kopf-an-Kopf-Kampf enden. Mauern entstehen, Verletzungen und Enttäuschungen, bis hin zu Spaltung.
  • Flucht (Flight): Wir ziehen uns zurück, machen etwas anderes. Geben uns mit dem zufrieden, was ist. Wir wollen uns nicht an der Herausforderung entwickeln. Wir glauben den Stimmen von aussen und überlassen ihnen die Macht. Das kann unser ganzes Feuer für Jesus ersticken. Wir verkümmern. Unsere Berufung kommt nicht zur Entfaltung, sondern wird verdorrt.
  • Gleichgültigkeit (Freeze): Wir tun so, als ob es uns nichts angehe. Als ob wir es nicht gehört hätten. Wir machen weiter, ohne dass wir die Situation, das Problem an uns heranlassen. Wir stellen uns «tot» und machen weiter, ohne uns von dem Widerstand irritieren zu lassen.

Die vierte Option

Als dieser Mann auf dem Absatz kehrt machte, erlebte ich eine weitere Option, die uns die moderne Psychologie nicht lehrt: Der «Aber-Glaube». Den habe ich abgeleitet aus Lukas 5,5. Petrus erlebt grad einen Riesenfrust. Er fängt nichts. Er hat die ganze Nacht gearbeitet ohne Erfolg. Dann kommt Jesus und fordert ihn auf, mitten am Tag das Netz auf der anderen Seite auszuwerfen.

Fight: «Was willst du, Jesus? Du bist Zimmermann, hat dir noch nie jemand gesagt, dass man nicht am Tag fischt?!»

Flight: «Lass uns in Ruhe! Was du willst, wollen wir auf alle Fälle NICHT. Was, auf der anderen Seite? Das macht keinen Sinn, ausserdem sind wir müde und wollen einfach nach Hause.ᰇ»

Freeze: «Soll er doch selbst fischen gehen, was will der uns sagen? Wer ist er schon? Hört einfach nicht hin. Soll er zuerst mal selbst zeigen, dass er fischen kann!»

Aber Petrus sagt: «ABER auf dein Wort hin will ich die Netze hinablassen.» Egal, was ich persönlich jetzt am liebsten machen würde. Wütend werden, davonlaufen, oder einfach auf Durchzug schalten… Nein: ABER auf dein Wort hin…»

JESUS, was soll ich tun?

So habe ich es damals gemacht. Und ich übe es noch heute. «JESUS, was soll ich tun? Du siehst, die Leute machen vor deinem Haus kehrt. Du hast doch gesagt, ich soll predigen. Aber wie soll das gehen, wenn die Leute davonlaufen?» Daraufhin schlug ich die Bibel auf und las Sprüche 16,32 «Geduld bringt weiter als Heldenmut, einer, der sich selbst beherrscht, ist besser als einer, der Städte einnimmt.»

Eine neue Strategie

Durch diesen Vers hat mir Jesus eine Strategie gegeben:

  1. Nimm an, dass du wachsen kannst, dass du besser werden kannst. Das ist nicht einfach. Das hat mit unserem Stolz zu tun – kultiviere die Haltung: «Ich kann von allen lernen.»
  2. Mach kein Geheimnis daraus und bekenne es. Ich habe die Gemeinde gebeten mir zu helfen, besser zu werden. Ich habe mit diesem Mann telefoniert und ihn gebeten, mein Kritiker zu werden und mir zu helfen besser zu werden.
  3. Ich lebe Veränderung, ich mache den Unterschied. Nicht weil ich es kann, sondern wie ich aufbreche und losgehe, es anpacke.

Ich habe dazugelernt und bin besser geworden im Predigen. Und aus der Kritikbeziehung mit diesem Mann ist eine Freundschaft entstanden. Er ist heute Teil unserer Familie und der Götti unseres Erstgeborenen.

»Wachstum heisst nicht besser als andere zu sein – Wachstum heisst, die anderen zu bitten, mir im persönlichen Wachstum zu helfen. Es wird viele geben, die auf diesen Unterschied in deiner Haltung reagieren und folgen werden.«